Montag, 26. Mai 2008

19.05.2008 the paper chase @ hafenklang, hamburg

ASIDE FROM MAINSTREAM

Fast genau ein Jahr nach ihrem letzten Konzert in Hafenklang beehren uns die Männer von The Paper Chase mit ihrem nächsten Besuch in Hamburg. Und dieser wirft ein Paar Fragen auf. Gibt es eine neue Platte die promotet werden müsste? Eigentlich nicht. Eine namhafte Band mit der man die Bühne teilt? Auch nicht. Aber vor allem warum spielen sie als erste an diesem Abend?

Na ja, was soll’s, erfahrungsgemäß dauert ihre Show auch in der Regel nur eine knappe Dreiviertelstunde, aber diese hat es meistens in sich. So wie an diesem Abend auch. Nur einen Tag nach den Auftritten auf dem famosen All Tomorrow’s Parties Festival und in freudiger Erwartung weiterer Konzerte in Russland geben die vier Musiker auf der Bühne ihr Bestes um die knapp 60 Leute im Klub zu überzeugen. Beim letzten Mal waren es mehr, wenn aber auch eher unwesentlich, und die haben es genau so wie das heutige Publikum durchaus genossen. Der Sound ist erstaunlich gut, so dass man alle kaputten Soli und Noiseattacken von Congleton direkt ins Gehirn eingebohrt bekommt; die Rhythmusfraktion ist eine Macht für sich mit dem Drummer der auf allem trommelt was nicht niet- und nagelfest ist und dem stoischen Bassisten der im Laufe der Performance auch ordentlich in Bewegung kommt. Natürlich ist der Maestro wieder voll in seinem Element und versucht es mit aller Kraft seiner Mimik und Gestik die Lyrics der Songs zu verbildlichen. Das Ganze so unmittelbar und mitreißend, dass ich mich die ganze Zeit frage WARUM. Warum kommen hier immer noch so wenige Leute zu den Konzerten von The Paper Chase? WARUM kriegt die Band nicht ein wenig (nur ganz bisschen) mehr Aufmerksamkeit? Und WARUM sind sie so verdammt gut in dem was sie tun, aber keiner außerhalb des kleinen eingeweihten Kreises bekommt es irgendwie richtig mit.

Mit ein Paar alten Tracks in der Setlist, dafür aber auch ohne alte Hits („Your Ankles To Your Earlobes“ oder „Said The Spider To The Fly“) vertröstet uns die Band bis zur nächsten Platte (angeblich in September) und bis zum nächsten Konzert in einem hoffentlich ausverkauften Hafenklang. Und als Symbol für das Ganze hinterlässt sie einen gebrochenen Drumstick auf der Bühne; so kaputt wie Ihr Melodieverständnis und so spitz wie Ihr Gespür für gute experimentelle indie Musik.

Fairerweise muss man auch ein Paar Worte zu der „Headlinerin“ des Abends verlieren, die trotz schöner Poster und süßen Merchandising Artikeln vor ungefähr zwei Dutzend Menschen spielen muss. Die kleine zierliche Fee mit dem großen Klavier, rückenlangen Haaren und einer schönen Stimme wirkt am besten in ihren puren Singer-Songwriter Momenten. Da haben Ihre Songs was von Fiona Apple und Konsorten. Allerdings, wenn Amanda Rogers zur Unterstützung die Band auf die Bühne holt, hört sich das Ganze nach beliebigen college pop rock an, gespielt von „American Pie“ Milchbubis. Zwiespältig der Eindruck sowie die ganze Konstellation, aber im Endeffekt bleibt natürlich nur die Freude The Paper Chase noch mal live gesehen zu haben.

Keine Kommentare: