Dienstag, 14. Oktober 2008

12.10.2008 the pharmacy + adrian orange & her band @ astra stube, hamburg


WE ARE ALL ON DRUGS

Am Anfang bin ich ein wenig verwirrt, obwohl die gemütlichen Sonntagskonzerte in der Astra Stube langsam zu einer netten Tradition geworden sind, muss man doch wenigstens wissen wer überhaupt heute die kleine unscheinbare Bühne betreten wird. Pharmacology? Thanksgiving? Agent Orange? Her? Band? Well, egal, whatever, erst mal ein obligatorisches Astra und abwarten; die Freunde meinten ja es wird zwar qualitativ Lo-Fi, künstlerisch aber definitiv High Five.

Also, The Pharmacy first: schon mit den Instrumenten bewaffnet und bereit los zu legen. Der englischsprachige Typ hinter mir trägt ein Holzfällerhemd und erinnert mich selbstverständlich an Grunge. Prompt sagt der komische Kauz auf der Bühne, ausgestattet mit der kaputten Fender inklusive Ramones-Aufkleber dass sie aus Seattle kommen. Hey, da kann ja anscheinend doch nichts Schlechtes kommen und bevor ich die vertrauten Big Muff Klänge höre finde ich die Band auf Anhieb sympathisch.


Eine vintage Collegerock-party die in der Garage stattfindet, mit vielen Keyboards und Singalongs anstelle von den normalerweise zur Standardausstattung gehörenden Bass. Mit warmen Pop-Appeal dass zum tanzen und rhythmischen Zucken animiert bringt die Band eine gewisse Portion Fisherman's Friend Frische (FFF) in die Stube. Da kann man auch darüber hinweg sehen dass die Songs ab und zu ein wenig ähnlich klingen und die Typen ganz seltsame Tattoos haben.


Punktsieg für den Booker: schöne Partyatmosphäre mit einer Prise 90-er Nostalgie, was wohl an der Herkunft und Gitarrensound der Band liegen dürfte. Und dass an einem Sonntagabend. Schafft nicht jeder, aber der Hauptakt soll ja noch eigentlich kommen.


Adrian Orange also heißt der Typ der den Headliner mimen soll, jetzt weiß ich es endlich. Dessen angebliche Band besteht eigentlich nur aus einem Laptop und einer Frau die lederne Cowboy-Chaps trägt. Beide sind ein wenig seltsam drauf und der Eindruck verstärkt sich als alle Lichter im Klub ausgehen und ein Stroboskop angeschmissen wird. Dann fängt die Show an: Beats und teilweise esoterisch anmutende Klänge aus den Boxen, ein wenig Gitarrengeplänkel, Mundharmonika und schamanenartige Gesänge. WTF? Die Frau mit dem „Lazy-K“-Tattoo (ja auch hier war der Hautkünstler der ihren flächenmäßig größten Organ verschönern sollte ein wenig dilettantisch und Lo-Fi drauf) performt auf der Bühne einen selbst reinigenden Ritual und Mr. Orange taumelt Kapuzen bedeckt in der Ecke wie ein Geist von Kurt Cobain.


Und stündlich grüßt das Grunge-Music-Tier. Die Bestätigung kommt sofort als „Something In The Way“ angestimmt und derart schlecht und kaputt vorgetragen wird dass es einem spätestens jetzt klar sein muss dass die „Band“ richtig „far-out there“ ist. Dass sie sich bei der Darbietung des „Nevermind“-Klassikers nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben ist der Band auch klar. Also wird das Stück noch mal und noch schlechter und schiefer gespielt. Ab hier muss wohl das Wort Konzept fallen. Was danach kommt aber sind wieder seltsame Beats und Gekreische, Wortfetzen aus Fatboy Slim's „Praise You“, Techno und schließlich die Frage ob denn jemand im Publikum Rapmusik möge.


When the music's over turn ON the lights, hätte ich in diesem Fall vorschlagen. Die Protagonisten schlendern aber leise von der dunklen immer noch in Stroboskoplicht getauchten Bühne und lassen irgendwelche laute Hip-Hop Mucke laufen. Der Typ im Holzfällerhemd hinter mir steht fast regungslos da und starrt in die Leere. Draußen sagt einer dass die „Konzept“-Band gar keinen Konzept hat und eigentlich nur einfach Kacke ist.

Meine rechte Gehirnhälfte ist nach einer Stunde Stroboskoplicht betäubt und funktionsunfähig. Zum zweiten Mal an diesem Abend bin ich verwirrt. Was war das denn für ein Drogentrip zweier Verrückter auf der Bühne? Ein wenig Hardcore in den Kopfhörern sollte ein Quantum Klarheit in die Gedanken bringen. Tut es aber nicht. Also bis zum nächsten mal in der Stube, aber bitte gibt den Musikern auf der Bühne nur Bier oder Cola; mit der ersten Band hat es ja hervorragend geklappt.

Was die zweite angeht steht meine Meinung noch aus, außer they were all on drugs!

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