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Dienstag, 11. November 2008

10.11.2008 why? + mio myo @ übel und gefährlich, hamburg


GOOD FRIDAY

Irgendwie ist es fast unbemerkt an einem vorbeigegangen. Why? haben ihre zwei letzten Konzerttermine in Hamburg einfach platzen lassen. So richtig vermisst hat man sie in letzter Zeit auch nicht. Die neue Platte, von der nur ein Hit langfristig im Gedächtnis blieb, ist ja schon ein Paar Monate her. Genauso wie der geniale Wurf „Elephant Eyelash“, voller seltsamer Lyrics und warmer Melodien. Die ganze Anticon-Euphorie ist ebenfalls längst verflossen. Und dennoch begreift man nach diesem Abend was einem an dieser Band liegt und versteht, dass das eigene Musikuniversum ohne Jonathan "Yoni" Wolf um einiges ärmer gewesen wäre.

Übel und Gefährlich könnte in „Warm und Gemütlich“ an diesem Abend umbenannt werden und das aus völlig unerklärlichen Gründen. Gut gefüllt ist der Landen auch, also haben schon einige auf die heutigen Helden des Abends gewartet. Zuerst aber muss man durch die Vorband durch. Diese hat einen seltsamen Namen Mio Myo (Mio, My Mio würde ich mir noch gut merken können), kämpft mit leichten technischen Problemen und klingt teilweise wie eine Bloc Party Remix-Platte. „Joseph Noise“ ist aber durchaus ein Hit und zumindest die Live-Version davon kann jeden Dance Floor rocken. Außerdem ist der unermüdliche und wie ein Duracell-Hase ständig rumhüpfender Bassist eine zusätzliche Attraktion. Obwohl der Sound nicht perfekt und der Bass einfach zu laut ist, kommt die Band gut an und erntet Applaus.


Bei Yoni's Erscheinen auf der Bühne ist das Publikum begeistert, einige sogar richtig euphorisch. Und das alles wegen einem komischen Kauz der mit seinem aktuellen Look jeden Rick Moranis-Doppelgänger Wettbewerb locker gewinnen könnte und mit seinem Lächeln mehr als sparsam umgeht. Dafür hat der Junge aber was drauf. Rappen, trommeln, Keyboard und Effekte bedienen und natürlich höchst charmant seine abstrakten Geschichten mit dem Publikum teilen. Das nennt man singen eigentlich, in diesem Falle aber gewöhnungsbedürftig und nicht jedermanns Sache wie Yoni das eben macht.


Der Fokus des Sets liegt ganz klar auf der letzten, aber nicht ganz so aktuellen Platte, die aber durch die Live-Umsetzung mit genialer perkussiver Unterstützung ordentlich an Qualität gewinnt und die kleinen Perlen wie „The Vowels Pt. 2“ oder „Song Of The Sad Assassin“ geradezu offenbart. Alles locker und mit viel Freude gespielt, mit abwechselnder Rhythmik und Instrumenten. Genre: definitiv ein eigenes unter dem Deckmantel des Indiexperimental (der Rest ist Ansichtssache).


Yoni scheint dennoch an diesem Abend nicht allzu locker zu sein. Brille zurechtrücken, Drumsticks sortieren und Micros einstellen gehören heute zur seinen Lieblingsbeschäftigungen auf der Bühne. Sonderwünsche des Publikums in Form von alten Hits oder gar Raritäten werden stoisch ignoriert.


Trotzdem verzeiht man der Band diese Kleinigkeiten sobald einen die Melodien von „Rubber Traits“ umhüllen, die sarkastischen Geschichten aus „The Hollows“ zum Schmunzeln bringen oder die Raps von „By Torpedo Or Chron's“ einfach zum Kopfnicken zwingen.


Am Ende ist man doch total happy und zufrieden und wird diese Band wahrscheinlich wieder für eine Zeit lang vergessen. Und dann werden sie bestimmt wieder da sein, uns mit verschrobenen Rhymes bombardieren und folkige Klänge einstimmen, so dass am Ende nur eine Erkenntnis bleibt, dass es mal wieder ein guter Freitag war, unabhängig davon was für einen Wochentag wir gerade hatten.

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Dienstag, 20. Mai 2008

17.05.2008 melt-banana @ ü&g, hamburg

FREE YOUR MIND AND YOUR ASS WILL FOLLOW

Vier Japaner ohne Kontrabass
Die stehen auf der Bühne und die spielen was
Ist das noch Punk oder schon Jazz
Hauptsache es macht Spass!

Darf man denn mit so einem stumpfen Sprüchlein beginnen einen Konzertbericht zu schreiben? Wohl kaum? Aber kann man auch zu der Musik von Melt-Banana überhaupt „intelligent“ tanzen oder sich gemächlich, voller Würde und erhobenen Hauptes entspannt Kopfnicken? Na also, die Antwort ist offensichtlich! Reden wir lieber über den totalen Kontrollverlust, geniale noise Anarchie und spastisches moshen. Gimme gimme gimme, shock treatment! Auf der Platte (obwohl auch schon mal von Steve Albini produziert) eine zum Teil zwiespältige Angelegenheit, definitiv keine Kopfhörermusik und kein noise rock zum rumalbern. Aber live auf der Bühne:„Wow wow whee wah wah wah!“, wie Herr Borat Sagdiyev sagen würde.



Man muss sich nur darauf einlassen; auf die vertakten Rhythmen, die Quietschentchenstimme von der Frontfrau Yasuko O und jede Menge Loops und sonstigen Spielereien vom Gitarristen Agata. Man muss das Ganze auch gar nicht verstehen: die Lyrics sind sowieso unmöglich rauszuhören und bei 30 Sekunden Songs im stop-and-go Tempo kommt auch keine Paartanzstimmung auf.

Trotzdem kann man die Show (die eigentlich gar keine ist) bedingungslos genießen und vor der Band die so strange und dennoch unterhaltsam ist nur den Hut ziehen. Und das tun die meisten im Publikum: die Kopfnicker, die Punk-Moscher und ein besonderes Exemplar das ganz genau auf die Finger des Gitarristen schaut und immer wieder vor lauter Freude mit dem Kopf schüttelt, die Begeisterung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Die Band überrascht auch mit einer ungewöhnlichen Auswahl des Cover-Songs an diesem Abend: „Monkey Man“ von The Specials; nicht gerade die Musik die man von den verrückten Japanern erwartet. Aber auch das kommt gut an und verleiht dem ersten Konzert dieser Europa-Tour eine zusätzliche Würze. Und genau mit dieser ungewissen gewissen Würzmischung aus dem Land der ganz-früh aufgehenden Sonne werden auch die restlichen Songs aus „Bambi's Dilemma“ serviert. Bis die Band nach circa einer Stunde die Bühne verläst um danach aber trotzdem noch zwei kleine Zugaben zu spielen, eine davon wird dann auch zum Höhepunkt des Abends. Damit ist “Shield For Your Eyes, A Beast In The Well On Your Hand” gemeint: Gehirn kurz ausgeschaltet, kontrolliert ausgeflippt und alle um sich herum in das Getümmel hineingezogen.

No party animals were harmed; well, at least we hope so!

Und sie werden wieder kommen, sowohl die Party Tiere als auch die geschmolzenen Bananen, die diesmal zwar ein wenig zu kurz dafür aber mit voller Wucht an diesem Abend über Hamburg gefegt haben.




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Montag, 19. Mai 2008

10.05.2008 explosions in the sky @ ü&g, hamburg

SATURDAY EVENING FEVER

Ein Konzert am Samstagabend kann so schön sein, da man am nächsten Tag nicht unbedingt um Punkt 8 oder 9 irgendwo auf der Matte stehen muss. Ein Konzert am Samstagabend kann auch ein Abschluss eines netten freien Tages sein und dazu noch die Partynacht einläuten. Ein Konzert am Samstagabend kann aber auch verdammt kurz sein da die Clubbetreiber anschließend noch Geld mit einer völlig anderen Veranstaltung verdienen wollen. So geschehen an diesem Abend; aber erstmal eins nach dem anderen. Zuerst muss man sich mit den Klanglandschaften und Geräuschpassagen vom Herrn Matthew Cooper aka Eluvium auseinandersetzen. Diese sind durchaus gut gemeint und werden vom Musiker alleine und mit einer stoischen Miene vorgetragen. Dabei kommen abwechseln ein MacBook und eine E-Gitarre zum Einsatz sowie eine unzählige Menge an nicht näher definierbaren Effektgeräten und Geräuschen. Kein Gesang, keine Singer-Songwriter Mucke; eher was zum frei schweben, eintauchen oder auch verbotene Substanzen nehmen. Soundteppiche aus einem Soundtrack zu einem Kurzfilm über Meeresbewohner. Kann auch was durchaus brutales sein, aber auf jeden Fall mit einem starken cinematografischen Anspruch.


Und diesen, auch wenn in musikalischer Sicht, hat die nachfolgende Headliner Band aus Texas definitiv. Auf der Platte eher in undefinierbaren neutralen Gewässern schwimmend, ohne besonders laut oder leise zu sein und der typischen post-rock Dynamik trotzend, sind sie live durchaus eine Band bei der die Ohropaxfraktion zittern muss. Aber wie spießig ist das denn sich von so einer Musik mit Hilfe von Wachs in den Ohren abzuschotten, man lebt ja nur ein Mal, die alte Punk-Devise von „live fast die young“ muss auch hier im post-rock gelten! Laut wird es also, aber immer noch klar und präzise genug um die Songs zu genießen die oft von drei Gitarren gleichzeitig gespielt werden, mit einem Schlagzeug der sehr stark auf die Snare setzt und teilweise im Hintergrund verschwindet.


Aber auch das ist so gewollt, denn hier ist eine Band am Werk die weiß was sie will und das auch dementsprechend präsentiert: emotional, aber nicht exzessiv und ausufernd; professionell, aber nicht routiniert; eindringlich aber nicht zu aufdringlich. Keine 70 Minuten gespielt, keine Zugabe und anscheinend keine Kompromisse. Wahrscheinlich so gewollt, von der Band auch; denn nach einem kurzen Dankeschön und dem Hinweise auf die nachfolgende Party ist es vorbei mit Rockmusik im Übel und Gefährlich an diesem Abend.

So ist es offenbar mit Konzerten an den „fetten“ Samstagen, aber war das nur noch ein weiteres (und auch noch ziemlich kurzes) post-rock Konzert in diesem Frühling? Vielleicht, aber gleichzeitig auch ein verdammt gutes!





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