Sonntag, 13. Juli 2008

08.07.2008 murder by death @ molotow, hamburg

TEQUILA WAS FOR SUPPER

Dass eines der besten Musikclubs Deutschlands zum Ende des Jahres seine Pforten schließen muss, weiß man leider nicht erst seit gestern, also nichts wie hin, solange es noch geht. Und bloß nicht nostalgisch werden, nur weil man hier in Molotow Bands wie Mclusky, The Thermals, JR Ewing, 65daysofstatic, Bondage Fairies, Mono, The Gossip, Sons and Daughters oder Melt-Banana gesehen hat. Murder By Death reihen sich auch in diese Liste ein und spielen hier heute zum zweiten Mal innerhalb von letzten fünfzehn Monaten, damals wie heute mit einer neuen Platte im Gepäck.

Und wie es wohl aussieht werden sie dann bei ihrem nächsten Besuch in Hamburg sich nach einer anderen Auftrittslocation umschauen, also noch ein Tequila auf den Club wo man so viele hervorragende Bands gesehen hat und rein in den Konzertraum. Um nur festzustellen, dass man doch lieber beim Alkoholkonsum an der Bar bleiben sollte, denn bei allem Respekt zu den Vorbands, das was da auf der Bühne steht ist eine optische und akustische Beleidigung des Publikums und des Hauptakts. Guilty Guitars sind schuldig im Sinne der bereits erwähnten Anklage und auch noch ohne jegliche Charisma und definitiv „ohne Eier“ (O-Ton Christian). So schlimm mir auch diese Band erscheint, so lange spielt sie auch noch, kann dennoch die Vorfreude auf Adam „The Huge Sideburns“ Turla und seine Mörderbande nicht trüben.

Als Murder By Death ihr Set mit dem Lied “Ball & Chain” eröffnen versteht man, dass sie durchaus Eier haben, diese aber nicht plakativ zur Schau stellen oder durch Manowar-Breitbeinigkeit untermauern werden. Die guten Songs über die ewigen Themen wie Rache, Sühne, Betrug und Mord sprechen einfach für sich und die Stimme von Adam klingt auch bei diesem teilweise matschigen Sound einfach überragend. Im Laufe des Konzerts werden fast alle Songwünsche erfüllt, denn die Band legt zwar den Hauptfokus auf die neue Platte “Red Of Tooth And Claw”, vergisst aber auch nicht die alten Hits wie “Devil In Mexico” oder “Brother” zum Besten zu geben. Die Cellospielerin Sarah ist wie immer ein Blickfang für das männliche Teil des Publikums, der Bassist macht auf der Bühne eine gute Figur auch wenn sein Instrument bei einem der Songs versagt und bei dem Sänger frage ich mich sowieso die ganze Zeit ob der den Hals jeden Abend mit Jack Daniels ausgurgelt und seinen riesigen Koteletten mit Naturkräutern zum übermäßigen Wachstum verhilft.

In der ersten Reihe stehend und mit der Tracklist vor Augen summe ich “oh carry, their little bodies to the cemetery, so gently!” vor mich hin, komme aber, wie es manchmal so ist, nicht auf den Namen des Songs. Als die Band dann zum Schluss “Comin’ Home” anstimmt (den perfekten Rausschmeißer eigentlich, wenn man mich fragt) ist mein Songwunsch immer noch nicht erfüllt. Für die Zugabe sind sie dann wieder da, ich aber natürlich nicht besoffen genug um auf die Bühne zu klettern und denen vorzusingen was ich unbedingt hören will, also fehlt mir spontan nur “Boy Decide” ein, was prompt auf meinen Wunsch gespielt wird.

Noch ein Song und eine akustische Zugabe von “Shiola” und man bestellt sich ein Astra um den Flüssigkeitsverlust, der während des Konzerts entstanden ist, zu kompensieren. Dann geht man zum Merchandisingstand um mit der Band ein Paar Worte zu wechseln. “Ja, war toll!“. --- “Ja, kommt noch mal nach Hamburg zurück, auch ohne neue Platte”. --- “Ja, cooler Club, wat?”. Und hier Stopp. Weiter muss man die Jungs ja auch nicht mit den aktuellen Problemen unserer Kulturlandschaft beschäftigen.

Aber war’s das mit den Konzerten im gemütlichen Molotow-Keller? Tja, anscheinend. Das Klub-T-Shirt habe ich mir trotzdem nicht gekauft, schließlich steht da noch nicht endgültig “Molotow R.I.P.” drauf und bis dahin kann man sogar davon träumen hier noch mal “Mord durch den Tod” zu sehen.

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Dienstag, 8. Juli 2008

30.06.2008 converge @ orlandina, sankt petersburg


TO SEE AND TO BE SEEN

Nicht erst seit gestern weiß man, dass in Russland viel Wert auf das Äußere gelegt wird: auf die Statussymbole des modernen Kapitalismus, auf die protzigen Schmuckstücke und neuesten technischen Gadgets. Diese werden gerne zur Schau gestellt um der Öffentlichkeit den Eindruck eigener Coolness und Lässigkeit zu vermitteln. Und diese, sagen wir mal „Mentalitätssache“, gilt heutzutage fast für jeden Russen der es zu etwas gebracht hat und merkwürdigerweise auch für die Hardcore-Szene der Stadt, nur hier hat man eben ein wenig andere Statussymbole. Kaum aus der U-Bahn und auf dem Weg zum Klub sieht man sofort das fein rausgeputzte Publikum mit 50 Zentimeter hohen grünen Iros, frischen bunten Tattoos, neusten Band T-Shirts und obligatorischen Ohrtunneln. Normalos sind eher die Ausnahme und die Emo-Kids mit engen Jeans und Seitenscheiteln, die durchaus das Stadtbild von St. Petersburg prägen, fehlen zum Glück. Die Musik die heute gespielt wird ist ja auch zu heftig für die zarten emotionalen Geschöpfe und außerdem könnte auf dem Konzert die Frisur ruiniert werden, ferner besteht durchaus die Möglichkeit zufällig im Mosh oder außerhalb eins auf die Fresse zu bekommen. Auch nicht schön. Auch aus meiner Sicht.

Der lokale Support-Act schlägt gleich in die gleiche Kerbe wie die vorher erwähnte „Mentalitätssache“, sprich mehr Schein als Sein: die Bühnenbewegungen von Dillinger Escape Plan und anderen Mathcore Bands penibel einstudiert, 25 Minuten Bla-bla-bla-Mucke runtergebrettert. Der Name Maria: Abort Chosen muss wahrscheinlich den Eindruck vermitteln, dass die Band ganz schön Metal ist, unangepasst und gegen organisierte christliche Religion und so. Im Gedächtnis bleibt aber nur was von der Optik der Band hängen (natürlich viele Tattoos und cooles Washington Huskies T-Shirt des Frontmans), die Musik geht einem am A. vorbei, da sie die Qualität der Vorbilder bei weitem nicht erreicht.


Danach kommt aber eine der besten und prägnantesten Bands aus dem hard-math-metal-was-auch-immer-core auf die Bühne und trotz richtig nervig leuchtender Reklameplakate an den Wänden und nicht ganz voll gefüllter Location ist die Begeisterung im Publikum durchaus zu spüren. Converge spielen zum ersten Mal in St. Petersburg, es ist überhaupt ihr erster Gig in Russland (Moskau kommt erst zwei Tage später) und für einige der anwesenden bedeutet diese Band die Welt. In der Mitte entsteht sofort ein Moshpit wo die Kids ihre neuesten Kung-Fu und Karate Moves präsentieren, immer in der Hoffnung jemanden „zufällig“ zu treffen. Blaue Flecken sind vorprogrammiert und von Unity und aufeinander aufpassen ist nichts zu sehen. Bei einem sehr aktiv mit den Händen und Füssen rumfuchtelnden Kollegen mit der Trainingshose und ärmellosen T-Shirt frage ich mich ob er überhaupt jemals einen Song von Converge gehört hat. Die die direkt vorne stehen fressen aber der Band aus der Hand und können sogar Jacob beim schreien würdig vertreten. Einer stürmt auf die Bühne und übernimmt den Part des Sängers bei „Concubine“, gar nicht so schlecht sogar, die Band schmunzelt und lässt ihn gewähren. Nur von der Bühne mit den Füssen nach vorne direkt ins Publikum zu springen ist nicht gerade die feine Art, dann gibt es vielleicht sogar Tote, aber meistens gibt es Verletzte.


Viel mehr Spaß macht es der Band zuzusehen die eine wirklich ordentliche Performance bei diesem eher mittelmäßigen Sound abliefert, wobei sich Jacob beim Singen wirklich anstrengen muss und am Ende locker zwei Liter Schweiß verloren hat. Als Zugabe auf Nachfrage der Die-Hard-Fans vor der Bühne wird „Fault and Fracture“ gespielt obwohl ich und die andere Hälfte des Saals lautstark „Jane Doe“ fordern. Aber sei es drum, die Jungs geben noch mal alles und hinterlassen einige mit der Erkenntnis zurück das beste Konzert Ihres Lebens gesehen zu haben wie die vielen nach dem Konzert geschriebenen Forenbeiträge im Internet beweisen.


Ganz soweit muss man natürlich nicht gehen, aber es war durchaus solide was die Band da abgeliefert hat und dass Jacob noch lange vor der Bühne bleibt und sich von den Fans fotografieren und anfassen lässt macht Converge trotz des „Harten-Jungs“ Image noch sympathischer. Das Publikum hat natürlich auch was gesehen und sich vor der dem Klub, im Moshpit und sogar auf der Bühne präsentiert, auch wenn nicht immer von der besten Seite (Idioten gibt’s ja schließlich überall). Wettgemacht haben die Konzertbesucher dies aber damit dass sie am Ende der Show minutenlang „Thank You“ skandiert haben. Und da haben die Russen gezeigt dass Sie durchaus eine gute Erziehung haben und sich für was Sehenswertes herzlich bedanken können.

Mehr Fotos hier.

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Montag, 26. Mai 2008

19.05.2008 the paper chase @ hafenklang, hamburg

ASIDE FROM MAINSTREAM

Fast genau ein Jahr nach ihrem letzten Konzert in Hafenklang beehren uns die Männer von The Paper Chase mit ihrem nächsten Besuch in Hamburg. Und dieser wirft ein Paar Fragen auf. Gibt es eine neue Platte die promotet werden müsste? Eigentlich nicht. Eine namhafte Band mit der man die Bühne teilt? Auch nicht. Aber vor allem warum spielen sie als erste an diesem Abend?

Na ja, was soll’s, erfahrungsgemäß dauert ihre Show auch in der Regel nur eine knappe Dreiviertelstunde, aber diese hat es meistens in sich. So wie an diesem Abend auch. Nur einen Tag nach den Auftritten auf dem famosen All Tomorrow’s Parties Festival und in freudiger Erwartung weiterer Konzerte in Russland geben die vier Musiker auf der Bühne ihr Bestes um die knapp 60 Leute im Klub zu überzeugen. Beim letzten Mal waren es mehr, wenn aber auch eher unwesentlich, und die haben es genau so wie das heutige Publikum durchaus genossen. Der Sound ist erstaunlich gut, so dass man alle kaputten Soli und Noiseattacken von Congleton direkt ins Gehirn eingebohrt bekommt; die Rhythmusfraktion ist eine Macht für sich mit dem Drummer der auf allem trommelt was nicht niet- und nagelfest ist und dem stoischen Bassisten der im Laufe der Performance auch ordentlich in Bewegung kommt. Natürlich ist der Maestro wieder voll in seinem Element und versucht es mit aller Kraft seiner Mimik und Gestik die Lyrics der Songs zu verbildlichen. Das Ganze so unmittelbar und mitreißend, dass ich mich die ganze Zeit frage WARUM. Warum kommen hier immer noch so wenige Leute zu den Konzerten von The Paper Chase? WARUM kriegt die Band nicht ein wenig (nur ganz bisschen) mehr Aufmerksamkeit? Und WARUM sind sie so verdammt gut in dem was sie tun, aber keiner außerhalb des kleinen eingeweihten Kreises bekommt es irgendwie richtig mit.

Mit ein Paar alten Tracks in der Setlist, dafür aber auch ohne alte Hits („Your Ankles To Your Earlobes“ oder „Said The Spider To The Fly“) vertröstet uns die Band bis zur nächsten Platte (angeblich in September) und bis zum nächsten Konzert in einem hoffentlich ausverkauften Hafenklang. Und als Symbol für das Ganze hinterlässt sie einen gebrochenen Drumstick auf der Bühne; so kaputt wie Ihr Melodieverständnis und so spitz wie Ihr Gespür für gute experimentelle indie Musik.

Fairerweise muss man auch ein Paar Worte zu der „Headlinerin“ des Abends verlieren, die trotz schöner Poster und süßen Merchandising Artikeln vor ungefähr zwei Dutzend Menschen spielen muss. Die kleine zierliche Fee mit dem großen Klavier, rückenlangen Haaren und einer schönen Stimme wirkt am besten in ihren puren Singer-Songwriter Momenten. Da haben Ihre Songs was von Fiona Apple und Konsorten. Allerdings, wenn Amanda Rogers zur Unterstützung die Band auf die Bühne holt, hört sich das Ganze nach beliebigen college pop rock an, gespielt von „American Pie“ Milchbubis. Zwiespältig der Eindruck sowie die ganze Konstellation, aber im Endeffekt bleibt natürlich nur die Freude The Paper Chase noch mal live gesehen zu haben.

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Dienstag, 20. Mai 2008

17.05.2008 melt-banana @ ü&g, hamburg

FREE YOUR MIND AND YOUR ASS WILL FOLLOW

Vier Japaner ohne Kontrabass
Die stehen auf der Bühne und die spielen was
Ist das noch Punk oder schon Jazz
Hauptsache es macht Spass!

Darf man denn mit so einem stumpfen Sprüchlein beginnen einen Konzertbericht zu schreiben? Wohl kaum? Aber kann man auch zu der Musik von Melt-Banana überhaupt „intelligent“ tanzen oder sich gemächlich, voller Würde und erhobenen Hauptes entspannt Kopfnicken? Na also, die Antwort ist offensichtlich! Reden wir lieber über den totalen Kontrollverlust, geniale noise Anarchie und spastisches moshen. Gimme gimme gimme, shock treatment! Auf der Platte (obwohl auch schon mal von Steve Albini produziert) eine zum Teil zwiespältige Angelegenheit, definitiv keine Kopfhörermusik und kein noise rock zum rumalbern. Aber live auf der Bühne:„Wow wow whee wah wah wah!“, wie Herr Borat Sagdiyev sagen würde.



Man muss sich nur darauf einlassen; auf die vertakten Rhythmen, die Quietschentchenstimme von der Frontfrau Yasuko O und jede Menge Loops und sonstigen Spielereien vom Gitarristen Agata. Man muss das Ganze auch gar nicht verstehen: die Lyrics sind sowieso unmöglich rauszuhören und bei 30 Sekunden Songs im stop-and-go Tempo kommt auch keine Paartanzstimmung auf.

Trotzdem kann man die Show (die eigentlich gar keine ist) bedingungslos genießen und vor der Band die so strange und dennoch unterhaltsam ist nur den Hut ziehen. Und das tun die meisten im Publikum: die Kopfnicker, die Punk-Moscher und ein besonderes Exemplar das ganz genau auf die Finger des Gitarristen schaut und immer wieder vor lauter Freude mit dem Kopf schüttelt, die Begeisterung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Die Band überrascht auch mit einer ungewöhnlichen Auswahl des Cover-Songs an diesem Abend: „Monkey Man“ von The Specials; nicht gerade die Musik die man von den verrückten Japanern erwartet. Aber auch das kommt gut an und verleiht dem ersten Konzert dieser Europa-Tour eine zusätzliche Würze. Und genau mit dieser ungewissen gewissen Würzmischung aus dem Land der ganz-früh aufgehenden Sonne werden auch die restlichen Songs aus „Bambi's Dilemma“ serviert. Bis die Band nach circa einer Stunde die Bühne verläst um danach aber trotzdem noch zwei kleine Zugaben zu spielen, eine davon wird dann auch zum Höhepunkt des Abends. Damit ist “Shield For Your Eyes, A Beast In The Well On Your Hand” gemeint: Gehirn kurz ausgeschaltet, kontrolliert ausgeflippt und alle um sich herum in das Getümmel hineingezogen.

No party animals were harmed; well, at least we hope so!

Und sie werden wieder kommen, sowohl die Party Tiere als auch die geschmolzenen Bananen, die diesmal zwar ein wenig zu kurz dafür aber mit voller Wucht an diesem Abend über Hamburg gefegt haben.




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Montag, 19. Mai 2008

10.05.2008 explosions in the sky @ ü&g, hamburg

SATURDAY EVENING FEVER

Ein Konzert am Samstagabend kann so schön sein, da man am nächsten Tag nicht unbedingt um Punkt 8 oder 9 irgendwo auf der Matte stehen muss. Ein Konzert am Samstagabend kann auch ein Abschluss eines netten freien Tages sein und dazu noch die Partynacht einläuten. Ein Konzert am Samstagabend kann aber auch verdammt kurz sein da die Clubbetreiber anschließend noch Geld mit einer völlig anderen Veranstaltung verdienen wollen. So geschehen an diesem Abend; aber erstmal eins nach dem anderen. Zuerst muss man sich mit den Klanglandschaften und Geräuschpassagen vom Herrn Matthew Cooper aka Eluvium auseinandersetzen. Diese sind durchaus gut gemeint und werden vom Musiker alleine und mit einer stoischen Miene vorgetragen. Dabei kommen abwechseln ein MacBook und eine E-Gitarre zum Einsatz sowie eine unzählige Menge an nicht näher definierbaren Effektgeräten und Geräuschen. Kein Gesang, keine Singer-Songwriter Mucke; eher was zum frei schweben, eintauchen oder auch verbotene Substanzen nehmen. Soundteppiche aus einem Soundtrack zu einem Kurzfilm über Meeresbewohner. Kann auch was durchaus brutales sein, aber auf jeden Fall mit einem starken cinematografischen Anspruch.


Und diesen, auch wenn in musikalischer Sicht, hat die nachfolgende Headliner Band aus Texas definitiv. Auf der Platte eher in undefinierbaren neutralen Gewässern schwimmend, ohne besonders laut oder leise zu sein und der typischen post-rock Dynamik trotzend, sind sie live durchaus eine Band bei der die Ohropaxfraktion zittern muss. Aber wie spießig ist das denn sich von so einer Musik mit Hilfe von Wachs in den Ohren abzuschotten, man lebt ja nur ein Mal, die alte Punk-Devise von „live fast die young“ muss auch hier im post-rock gelten! Laut wird es also, aber immer noch klar und präzise genug um die Songs zu genießen die oft von drei Gitarren gleichzeitig gespielt werden, mit einem Schlagzeug der sehr stark auf die Snare setzt und teilweise im Hintergrund verschwindet.


Aber auch das ist so gewollt, denn hier ist eine Band am Werk die weiß was sie will und das auch dementsprechend präsentiert: emotional, aber nicht exzessiv und ausufernd; professionell, aber nicht routiniert; eindringlich aber nicht zu aufdringlich. Keine 70 Minuten gespielt, keine Zugabe und anscheinend keine Kompromisse. Wahrscheinlich so gewollt, von der Band auch; denn nach einem kurzen Dankeschön und dem Hinweise auf die nachfolgende Party ist es vorbei mit Rockmusik im Übel und Gefährlich an diesem Abend.

So ist es offenbar mit Konzerten an den „fetten“ Samstagen, aber war das nur noch ein weiteres (und auch noch ziemlich kurzes) post-rock Konzert in diesem Frühling? Vielleicht, aber gleichzeitig auch ein verdammt gutes!





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Montag, 12. Mai 2008

06.05.2008 messer chups @ hafenklang, hamburg

ZOMBIE IN A MINI SKIRT

Ein lauer (fast) Sommernachmittag ist selbstverständlich die „beste“ Zeit des Jahres um sich in einen Kellerklub zu begeben um da der Musik zu lauschen. Dementsprechend lebendig sieht es aus vor der Konzertklub: ein Dutzend Leute sitzen/stehen und trinken Ihr Bierchen, von dem Vorhaben zum Konzert zu gehen keine Spur und erst der letzte Aufruf des Ticketverkäufers an der Abendkasse bringt alle rein. Es sollte jetzt losgehen, zuerst mit der obligatorischen Vorband. Barabass heißt das Projekt des in gewissen russischsprachigen Kreisen der Stadt berühmten DJ’s und Datscha-Party Gründer’s Rodion. Klingt irgendwie nach Bass, und prompt kann man einen Kontrabass auf der Bühne erspähen. Und wie es sich im Laufe der Barabass Performance herausstellt, kann man damit einiges anstellen. Während Rodion als Frontmann mit der tiefen Wyssozki Stimme auftrumpft und der Schlagzeuger ordentliche Rhythmusarbeit leistet geht von dem Kontrabassspieler eine ordentliche Portion Musikmagie aus. Mal lässt er sein Instrument wie einen pumpended Fusion-Slapbass klingen, mal wie eine verzehrte Gitarre und ab und zu kann man gar nicht mehr verstehen mit was für einem Gerät er die Gehörgänge des Publikums bearbeitet. In Sachen Sound und einer gewissen Tanzbarkeit (Voraussetzung man hat für solche Klänge einen offenen Musikgeschmack und ein Faible für eine tief grölende Männerstimme) ist die Band einfach top; ordentliche Portion Freakiness, die zu dieser Band gepasst hätte und angeblich früher vorhanden war, vermisst man leider.


Nun zum Hauptakt: der Club ist immer noch nicht voll, die Stimmung verhalten aber die Ausschnitte aus den B-Movies und Horrorstreifen der 60er werden bereits auf die Bühnenleinwand projiziert und die Band ist ja auch schon da. Die Zombie Girl als Betti Page Look-alike (im bürgerlichen Leben einfach und trivial Svetlana) ist natürlich ein Hingucker, wobei bei den ersten Songs man gar nicht entschlüsseln kann ob sie das ihr anvertraute Bass spielt oder einfach nur so hält und als Bühnendeko agiert. Der Mastermind Oleg Gitarkin ist sofort in seine Surfmelodien versunken, vergisst dabei aber nicht hin und wieder ein Paar Sampleeilagen und Filmsprüche vom Band zu streuen. Was die Band aber im Allgemeinen vergisst, ist für ein bisschen Show und Unterhaltung zu sorgen. Und so verkommt das Ganze tatsächlich zum vom Gitarkin selbstgeprägten Begriff des un-easy listeting, wobei man mit sich selbst nichts anzufangen weiß (tanzen geht irgendwie nicht bei dieser Musik) und nur aufmerksam die Leinwandprojektionen verfolgten kann. Und da gibt’s natürlich Aktion pur mit Tura Satana und anderen Russ Myers girls, haarigen Monstern, antiquierten Blutsaugern und ungeschickten Robotkillern, also allem was das B-Movieherz begehrt. Die Bühnendarsteller selbst blieben aber blass und konnten aus ihrem eigenen spezifischen Banduniversum wenig in die Live-Performance übertragen oder das Publikum begeistern. Und so wurden Messer Chups auch im Gedächtnis abgehackt, als eine weitere Band die man auf Platte ruhig als lustige Hintergrundbeschallung auflegen und damit viele zufrieden stellen kann, live aber wenig spannendes von denen erwarten muss, es sei denn man ist ein verrückter Cineast.







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Montag, 5. Mai 2008

02.05.2008 shellac @ maria am ostbahnhof, berlin


MINIMAL MY ASS!

Nun ja, mal wieder ein Konzert in Berlin, der total hippen Stadt mit nicht weniger, für uns provinziellen Quasi-Norddeutschen, hippen Publikum in einer (na ja, fast) hippen Location. Wahrscheinlich kommt es einem unbewusst nur so vor, aber der Eindruck setzt sich sofort fest als wir bei Maria am Ostbahnhof ankommen, vor Ort das Schild SOLD OUT sehen und von mehreren Angereisten nach den Karten gefragt werden. Keine Abendkasse, keine Gästeliste, keine Möglichkeit nach draußen zu gehen nachdem man erstmal drin ist. Ganz schön arrogant, ganz schön Berlin, mit Garderobe für 1,20€ (WTF?) und Astra (thanx GOD!) für 2,5€. Und wer spielt da heute überhaupt? Eine Band die kaum eine Handvoll Platten veröffentlicht hat und zwischen 2000 und 2007 so gut wie nichts Offizielles. Eine Band die so minimalistisch ist, dass man eigentlich das heutzutage überall präsente übercoole Begriff Minimal auch auf sie anwenden darf. Eine Band in der Steve Albini Gitarre spielt. Und da wären wir, bei dem berühmtesten Indie-Noise-Rock Produzenten, der eigentlich gar keiner ist, sich selber lieber Tontechniker nennt und dazu auch noch so aussieht. Und deswegen sind sie alle gekommen: die Hippen, die Angereisten, die Szeneleute und Musikfreaks.

Den Anfang der Show macht eine Dame namens Allroh. Alleine auf der Bühne, eine völlig übersteuerte Gitarre, viel Lärm, Gesänge wie von einer Schamanin, gewöhnungsbedürftig, sehr, sehr sehr sogar. Der Konzertbesucher vor mir schüttelt skeptisch den Kopf und sucht nach Verbündeten. Er hätte schon viele schlechte Bands als Support von Shellac erlebt, aber das toppt noch mal alles, verrät er mir. Die meisten Konzertbesucher scheinen die Dame dennoch stoisch zu ertragen. Die Belohnung in Form von Hauptband ist ja zum Greifen nah.


Schließlich entern zwei unscheinbare Typen die Bühne und werkeln da an Mikros, Kabeln und Instrumenten rum. Der Dritte, ein wenig freakig aussehender, schiebt das Schlagzeug nach vorne und setzt dann auch gleich alle Teile zu Recht. Ungefähr nach einer Minute verstehe auch ich: das sind keine Roadies, das ist die Band. Kurze Zeit später geht’s dann auch los und die Begeisterung im Publikum steht im krassen Gegensatz zum Bekanntheitsgrad der Band für den Otto-Normal-Verbraucher. Albini spielt eine total abgewrackt aussehende Gitarre, die später sogar wirklich kaputt gehen sollte (und das ohne auf der Bühne zertrümmert zu werden) und trägt zerrissene Jeans aus den 90ern. So sieht er wirklich wie ein Relikt aus; einer aus den Zeiten der bekanntesten von ihm produzierten Platte: „In Utero“ von einer gewissen Band aus Seattle. Beim Anblick der Effektgeräte für die Gitarre würde sich jede Post-Rock-Shoegaze Kapelle vor Lachen in die Hose pissen und auch der Drummer spielt keine Free-Jazzimprovisationen. Der Bass pumpt mit voller Wucht aus den Lautsprechern, der gesamte Sound der Band ist trocken wie Wasa Knäckebrot und dennoch einfach nur saugeil! Albini schwitzt und rockt, versaut sogar ein wenig den Text des besten Songs der Band „Prayer to god“, aber der Eindruck das hier eine der besten Bands des Genres am Werke ist kann das keineswegs trüben.


Der Drummer ist ein Tier, der Bassist zu Späßen aufgelegt und beantwortet in der kleinen Verschnaufpause die Fragen aus dem Publikum, gleichzeitig hinterlässt die gesamte Band einen total entspannten und arrogant-sympathischen Eindruck. Man merkt, dass das ein Projekt ist, eine Band mit Musikprofis die Ihr Lebensunterhalt mit anderen Sachen verdienen und es sich leisten können aus dem purem Spaß an der Sache hin und wieder eine Platte aufzunehmen oder eine Tour zu spielen. Plattenverkäufe und Charts gehen ihnen am A. vorbei und viel Merchandising muss auch nicht sein. Das Publikum dankt Ihnen dennoch für diese Haltung, zählt für den Drummer den Rhythmus des angeblichen nächsten Tracks mit „one, two, three“ an und bekommt prompt das Statement des Abends um die Ohren. „We are a fucking math-rock band, so you have to count to at least like 13 and a half or something”. Und das dürfte wohl stimmen, wobei man auf gar keinen Fall so lange zählen müsste um die Musik der Band zu verstehen, denn diese geht direkt in den Nacken und hinterlässt danach Schmerzen. Shellac sind Minimalisten in dem was tun, aber (es sei mir dieser platter Vergleich verziehen) sie ziehen das Maximum daraus. Und da wären wir wieder versöhnt mit Berlin und dem Ganzen anderen drum herum was mit dem Wort M. anfängt. Viva la Minimal in Berlin! Indeed!

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Donnerstag, 1. Mai 2008

30.04.2008 bonaparte @ hafenklang, hamburg


Nur Fotos!





Den Rest findest du hier.

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