Montag, 17. November 2008

Dienstag, 11. November 2008

10.11.2008 why? + mio myo @ übel und gefährlich, hamburg


GOOD FRIDAY

Irgendwie ist es fast unbemerkt an einem vorbeigegangen. Why? haben ihre zwei letzten Konzerttermine in Hamburg einfach platzen lassen. So richtig vermisst hat man sie in letzter Zeit auch nicht. Die neue Platte, von der nur ein Hit langfristig im Gedächtnis blieb, ist ja schon ein Paar Monate her. Genauso wie der geniale Wurf „Elephant Eyelash“, voller seltsamer Lyrics und warmer Melodien. Die ganze Anticon-Euphorie ist ebenfalls längst verflossen. Und dennoch begreift man nach diesem Abend was einem an dieser Band liegt und versteht, dass das eigene Musikuniversum ohne Jonathan "Yoni" Wolf um einiges ärmer gewesen wäre.

Übel und Gefährlich könnte in „Warm und Gemütlich“ an diesem Abend umbenannt werden und das aus völlig unerklärlichen Gründen. Gut gefüllt ist der Landen auch, also haben schon einige auf die heutigen Helden des Abends gewartet. Zuerst aber muss man durch die Vorband durch. Diese hat einen seltsamen Namen Mio Myo (Mio, My Mio würde ich mir noch gut merken können), kämpft mit leichten technischen Problemen und klingt teilweise wie eine Bloc Party Remix-Platte. „Joseph Noise“ ist aber durchaus ein Hit und zumindest die Live-Version davon kann jeden Dance Floor rocken. Außerdem ist der unermüdliche und wie ein Duracell-Hase ständig rumhüpfender Bassist eine zusätzliche Attraktion. Obwohl der Sound nicht perfekt und der Bass einfach zu laut ist, kommt die Band gut an und erntet Applaus.


Bei Yoni's Erscheinen auf der Bühne ist das Publikum begeistert, einige sogar richtig euphorisch. Und das alles wegen einem komischen Kauz der mit seinem aktuellen Look jeden Rick Moranis-Doppelgänger Wettbewerb locker gewinnen könnte und mit seinem Lächeln mehr als sparsam umgeht. Dafür hat der Junge aber was drauf. Rappen, trommeln, Keyboard und Effekte bedienen und natürlich höchst charmant seine abstrakten Geschichten mit dem Publikum teilen. Das nennt man singen eigentlich, in diesem Falle aber gewöhnungsbedürftig und nicht jedermanns Sache wie Yoni das eben macht.


Der Fokus des Sets liegt ganz klar auf der letzten, aber nicht ganz so aktuellen Platte, die aber durch die Live-Umsetzung mit genialer perkussiver Unterstützung ordentlich an Qualität gewinnt und die kleinen Perlen wie „The Vowels Pt. 2“ oder „Song Of The Sad Assassin“ geradezu offenbart. Alles locker und mit viel Freude gespielt, mit abwechselnder Rhythmik und Instrumenten. Genre: definitiv ein eigenes unter dem Deckmantel des Indiexperimental (der Rest ist Ansichtssache).


Yoni scheint dennoch an diesem Abend nicht allzu locker zu sein. Brille zurechtrücken, Drumsticks sortieren und Micros einstellen gehören heute zur seinen Lieblingsbeschäftigungen auf der Bühne. Sonderwünsche des Publikums in Form von alten Hits oder gar Raritäten werden stoisch ignoriert.


Trotzdem verzeiht man der Band diese Kleinigkeiten sobald einen die Melodien von „Rubber Traits“ umhüllen, die sarkastischen Geschichten aus „The Hollows“ zum Schmunzeln bringen oder die Raps von „By Torpedo Or Chron's“ einfach zum Kopfnicken zwingen.


Am Ende ist man doch total happy und zufrieden und wird diese Band wahrscheinlich wieder für eine Zeit lang vergessen. Und dann werden sie bestimmt wieder da sein, uns mit verschrobenen Rhymes bombardieren und folkige Klänge einstimmen, so dass am Ende nur eine Erkenntnis bleibt, dass es mal wieder ein guter Freitag war, unabhängig davon was für einen Wochentag wir gerade hatten.

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Montag, 10. November 2008

08.11.2008 mogwai + the twilight sad @ grosse freiheit 36, hamburg


DANCING ABOUT ARCHITECTURE

Das Zitat ist wohl jedem bekannt der jemals eine Musikzeitschrift mehr als fünf Sekunden in der Hand hielt oder das Internet nach Plattenkritiken durchstöbert hat. Es lässt sich auch nicht mit 100%-er Sicherheit belegen von wem der schlaue Spruch stammt, der meistgenannte Autor ist dennoch Mr. „Big Mustache“ Zappa. Und der hätte auch heutzutage seine helle Freude daran gehabt, wohl wissend, dass die Weisheit „talking about music is like dancing about architecture“ immer noch aktuell ist. Im Zusammenhang mit Mogwai ist diese Aussage mehr als angebracht. Also keine Tanzpirouetten beim krampfhaften Versuch ihre Musik in Worte zu fassen, sondern einfach nur die 10 THINGS I LEARNED AFTER MOGWAI CONCERT.

1. Ab jetzt ist es offiziell: Mogwai sind die lauteste Band des Planeten. Auch ohne den direkten Vergleich mit den ganzen Motörheads and Manowars dieser Welt, so eine Wall-Of-Sound, die die Ohren einfach schmelzen lässt, muss man erstmal aufbauen.


2. Auch wenn man ein einer Band spielt in der drei Gitarren und ein Bass am Start sind, als erstes auf die Bühne kommt heutzutage immer ein Notebook.


3. Alte Weisheit, neu bestätigt: wenn man Post-Rock spielt, lachen ist streng verboten und das obwohl Mogwai durchaus einen Sinn für Humor haben (siehe Songtitel).


4. Und wenn doch gelächelt wird, dann nur weil man gerade so einen Techno-Beat gebastelt hat der so heftig in die Magengrube tritt, dass die Eingeweide durch die Nasenlöcher den Körper verlassen möchten.


5. Was wiederum bestätigt, dass ein Mogwai-Konzert eine Ganzkörpererfahrung ist. Zu Berge stehende Haare anybody?


6. Zum Glück passiert das nicht den Musikern auf der Bühne. Da trägt man die Haare kurz, das Minor Threat T-Shirt mit Stolz und die Weinflasche auf und von der Bühne.


7. Post-Rock gibt einem auch die Freiheit, Fußball Fan zu sein, sich gleichzeitig zum Punk zu bekennen und den guten Traubensaft auf der Bühne zu genießen. Das ist Indie.


8. Dennoch Indie hin oder her, auch für credible Bands muss man in der heutigen Zeit um die 30 Moneten auf den Tisch legen um sie live und in Farbe zu sehen. Bei einem Konzert, dass ein wenig mehr als 1,5 Stunden dauert (Vorband nicht mitgerechnet) kommt man auf einen sehr stolzen Per-Minute-Preis. Und bloß nicht in D-Mark umrechnen, dann wird es richtig deprimierend.


9. Je teurer das Konzert desto unfreundlicher und assiger die Security. Und wenn man mit einer 3-Megapixel-„Profi“-Kamera Photos macht, gilt man schon als Störenfried und es wird einem fast auf die Hände gehauen.


10. Zurück zum Thema Lautstärke: falls ich es noch mal zu einem Mogwai Konzert schaffe (hoffentlich dann nicht in der Alsterdorfer Sporthalle für einen Fuffi) dann werde ich zum allerersten Mal in meinem Leben Ohrstöpsel in der Tasche griffbereit haben. Safe music listening ist angesagt, denn taub kann man zur Architektur noch schlechter tanzen.



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Samstag, 8. November 2008

01.11.2008 whitey @ mandarin kasino, hamburg


DO YOU WANNA PARTY WITH MR. WHITEY?

Darf man eigentlich über die Bands/Musikrichtungen berichten, von denen man ziemlich wenig Ahnung hat? Na ja, ein Paar Tracks habe ich schon gehört, aber die Hintergründe und Sonstiges fehlen irgendwie. Die Antwort ist eindeutig: JA! Hauptsache man hat was zu erzählen (oder auch nicht). Dafür gibt es ja schließlich Blogs und das Internet ist ja noch geduldiger als das Papier. Also, los geht’s mit dem bis dato kürzesten und quasi ahnungslosesten Konzertbericht der NoPartyAnimals.

Das Konzert war ok!

Danke, dass Sie reingeschaut und auf den Link „weiter lesen“ geklickt haben!


Ok, ok, ein Paar Worte mehr gibt es dann doch. Samstag. Mandarin Kasino. Ein One-Hit-Wonder DJ (für mich jedenfalls) aus der Jeans-Werbung, noch irgendein super angesagter Turntablerocker und schließlich ein Typ, wegen dem sich das Ganze angeblich lohnen soll.


Auf Zureden eines Freundes aus dem gemütlichen Vorsaufen rausgerissen und rein ins Vergnügen. Leider (oder auch zum Glück) spielt der Objekt der Begierde mit seinen Buddies als erster. Es ist gerade mal Mitternacht und der Laden nur halbvoll, aber die Electro-Punks, die eher wie Hippies aussehen, sind mehr als prächtig drauf.


Es folgen unterhaltsame Minuten des leicht abgespaceten Elektrorocks, wobei Whitey uns noch viele kleine Tanzeinlagen beschert, sich auf der Bühne wälzt und großzügig Vodka aus der Flasche an die vorderen Reihen verteilt. Danke! Die Chance nutzten wir natürlich und haben auch versucht uns später zu revanchieren (lese weiter unten).


Die Visuals sind niiiice, die Mucke durchaus tanzbar und gut genug um nicht in die angesagte 08/15 New-Rave Schublade zu passen. Was will man mehr als Anhänger der gitarrenlastigen Musik? Eben, Tanzmusik gemacht von den Leuten die wie eine Rockband aussehen und auch so drauf sind und eher in einem dunklen Keller als auf der schicken Klubbühne zu Hause sind.


Ach ja, die andren DJ's gab’s ja auch noch. Haben auch gerockt und auch nicht schlecht eigentlich. Aber zu heiß, zu voll und sonst irgendwie verschwommen-austauschbar.


Zum Schluss scheitert ein Freund von mir beim Versuch Whitey nach dem Konzert einen White Russian auszugeben. Whitey hält nichts von Schlangen an der Bartheke und verschwindet einfach irgendwo in der Menge. Vielleicht ist er ja wirklich ein Misanthrop der die meiste Zeit sich in den dunklen Ecken der Klubs versteckt und Partydrogen nimmt, noch mal seine Elektro-Indie-Rock Performance würde ich dennoch gerne sehen.

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Dienstag, 4. November 2008

31.10.2008 hanson brothers @ fabrik, hamburg


IT’S MY GAME OF PUCK ROCK!

Also wer jetzt nach „MMMBop“ fragt oder sonst irgendwie diese Band in Verbindung mit den 90er Jahre One-Hit-Wondern bringt, hat einen Puck zwischen die Zähne verdient. Da verstehen wir keinen Spaß mehr. Sehr wohl aber die Band die an diesem Abend in der Fabrik ihre ganz eigene Welt des Eishockey-Punk-Rocks zelebriert. Außerdem ist es ja auch noch das Halloween. Der Hansons Bassist ist also mit der Jason Voorhees Torwartmaske passender denn je ausgestattet. Auch die ganze unermüdliche Bande der NoMeansNo-Opas ist auf Spaß aus. Nur außergewöhnlich unterhaltsam war das am Ende dann irgendwie doch nicht.

Genauso wie eine Woche davor ist die Fabrik mit dem Publikum jenseits der 30 ziemlich gut gefüllt, mit dem Unterschied nur, dass heute keine Salsaeinlagen wie bei Calexico, sondern eher Bierduschen, wie es eben der Punk verlangt, erwartet werden.

Bei der ersten Band wäre das sogar zum Teil angebracht gewesen, nicht aus der kollektiven Euphorie, sondern um den Sänger von der Bühne zu vertreiben. „Hartmut Engler des Punk am Gesang“ war dazu in einem Internetforum zu lesen. Passt zwar wie die Faust aufs Auge (in diesem Falle lassen wir extra viel Raum für die passende Interpretation der Redewendung; trifft zu: ja oder nein) tut der Band aber ein wenig Unrecht. Punk mit deutschen Texten und null Innovation ist eben Geschmackssache. Also Zeitsprung zum Headliner, zumal man von der Vorband nicht mal den Namen gemerkt hat, Hilfe in dieser Sache also willkommen.


Gebrüder Hanson (zur Geschichte des Namens bitte den Film „Slap Shot“ mit kürzlich verstorbenen Paul Newman als Anschauungsmaterial nutzen) bringen gefühlte 200 Jahre und 4 Kilo graue Haare auf die Bühne. Aber schon die ersten One-Two-Three-Four-Hits und wenig später folgende „My Game“ lassen das alles beim fröhlichem Slam-Dancen vergessen.


“No fancy schmancy pants / And no dispy doodle dancing / It's hockey a la Hanson” damit jeder von den “Hockey Fans” auch sofort weiß was Sache ist. Und direkt noch einen drauf mit Songs über Frauen die nichts mit dem Spiel auf der rutschigen Eisfläche anfangen können („Danielle“) und die Verpflegung für unterwegs („Road Pizza“). Klassische Punk-Rock-Comedy also.


Der Boden vor der Bühne ist klebrig vom verschütteten Bier, man lässt sich wie ein Drittklässler rumschubsen und die Damen in Ramones T-Shirts (oder sind da doch die Hanson-Logos drauf?) haben anscheinend auch ihren Spaß. Irgendwie ist dann das Ganze auch viel zu schnell vorbei. Die 10-minutigen Post-Rock Epen fehlen in jedem der Konzertdrittel. Auch in der Verlängerung, die Tommy Hanson in einem St. Pauli Trikot absolviert, vermisst man die Hommagen an die "Godfathers Of Punk": „Blitzkrieg Hops“ und „Joey Had To Go“ fehlen leider. In den letzten Minuten kommt auch bedauerlicherweise keiner auf die Strafbank und Tommy selbst kaum zu Wort. Mehr „Shut Up, Tommy“ oder „We have to put the cabbage in a bag” hätten der Show nur gut getan.


Und das ist Schade, denn wie man weiß nur Kinder und Narren sagen die Wahrheit. Also hätte man live das tolle „Tommy Speaks“ von der „It’s A Living“ Platte ungefähr so weiterspinnen können: „Tommy, have you been cashing in on all this hockey-mania in Canada right now?” Und stattdessen (man denkt an die Eintrittspreise von knapp 18 Euro): „Have the Hanson Brothers been cashing in on the death of the Ramones lately?“. Denn für die meisten anwesenden Fans ist der Eishockey letztlich ziemlich egal, die 2-minütigen Ramones-lastigen-Punk-Rock-Haiku aber kicken wie eh und je.


Die Kanadier sind aber einfach da um ihre eigene Version des Punk Rock zu spielen. Puck Rock eben. Nur ins Russische übersetzten werden wir das Wort Puck lieber nicht. Damit wollen wir die „grey-haired old farts“ auf der Bühne nicht unnötig brüskieren. Schließlich haben die ein ordentliches Spiel abgeliefert. Der Vergleich mit der Vorband wäre dann NHL vs. DEL = viel zu Null!

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Sonntag, 26. Oktober 2008

23.10.2008 calexico + bodies of water @ fabrik, hamburg


BUENAS TARDES AMIGO!

Alleine auf Konzerte zu gehen hat auf alle Falle irgendwas Positives und Reinigendes. Vor dem Konzert Drinks zu sich nehmen um in Stimmung zu kommen fällt aus, man ist ja schließlich kein Alki um alleine vorzuglühen. Während der Live-Darbietung muss man sich auch keine Gedanken machen ob denn das was gerade stattfindet den nach viel Überzeugungsarbeit mitgeschleppten Freuden auch gefällt. Und schließlich sind dann alle Daheimgebliebenen die Loser, die was cooles verpasst haben. Man ist alleine mit vielen Fremden und der Musik die einem einfach gefällt. Also wo waren wir noch mal? Ach ja, das Calexico Konzert. Und wenn schon so großtönend geredet wird, war das wirklich so ein einmaliges Erlebnis? Ach nö, aber schön war es trotzdem.

Am Anfang macht mich die Anzahl der Grauköpfe in der ausverkauften Fabrik nachdenklich. Bin ich im falschen Film wo alle auf dem Konzert nur bequem in den Ecken sitzen und Prosecco schlürfen? Calexico wirklich Altherrenrock wie ein Freund die mal abgestempelt hat? No way, also in die erste Reihe und abwarten.

Bodies Of Water spielen zu erst. Die Sängerin ist barfüßig und trägt ein Ganzkörperbody sowie eine Mireille-Mathieu-für-Anfänger-Frisur. Dabei grinst sie dauernd und freut sich über jeden Applaus und Zeichen der Aufmerksamkeit. Wie ein 8-jähriges Mädchen dass einen Shetlandpony im Streichelzoo reiten darf. Naiv und sympathisch ist das, wie auch die ganze Band die ihre hippiesken Folk-Rock Lieder zum Besten gibt. Teilweise sehr stoisch, mehrstimmig und fast schon so kämpferisch wie die sozialistisch angehauchten Kampflieder der Arbeiterklasse. Applaus ist sogar mehr als nur höflich was die Frau um so mehr zum Grinsen bringt.

Der Kopf sagt: „Sind doch irgendwie herrlich altmodisch, aber nicht muffig und ziemlich eigenständig“. Live zieht es trotzdem nicht, was wohl am nicht ganz optimalen Sound liegen dürfte (am Anfang ist der Bass gar nicht zu ertragen) und der viel zu hohen Anzahl von Ahs-and-ohs-per-second und das auch mit einer ziemlich hohen fast quieksigen Stimme der besagten Dame. Auf der Platte aber ganz gut. Tipp und ein heimlicher Hit: „Under The Pines“. Bitte reinhören.


Vor dem Headliner ist die Vorfreude bei vielen sehr groß: zu groß sogar wenn man die Dame in der ersten Reihe so laut kreischen hört, dass man zwangsläufig an Tokio Hotel Fans denken muss. Auf der Bühne scheint alles ganz schön professionell abzulaufen: ein halbes Dutzend Musiker, dreimal so viele Instrumente, Roadies, Wasser in den Plastikfläschchen, Handtücher und bereits ausgedruckte Tracklisten.


Dann geht’s auch schon los mit dem ganz coolen Joey und einem freundlich das Publikum anlächelnden John am Schlagzeug. Der warme perfekt abgemischte Sound umhüllt einen bereits bei den ersten Tönen von „Spokes“. Die Visuals passen auch optimal zum rustikalen Ambiente der Fabrik und lassen die Bühne in einem ganz neuen Licht erstrahlen.


Selten diese Location so schön und bezaubernd erlebt, genauso selten einen Schlagzeuger der so gefühlvoll mit seinem Instrument umgeht und dennoch das Maximum an Präzision und Sound rausholt. Ein wahre Freunde ist das und auch die Tracks klingen live kräftiger, rauer einfach mehr auf den Punkt gebracht als sonst auf der Platte.


„Roka“ mit pumpenden Kontrabass, „Not Even Stevie Nicks“ mir einer elektrischen statt akustischen Gitarre und „ House Of Valparaiso“ mit der wunderbaren Trompetenmelodie, alles große Klasse.


Überhaupt erst jetzt wird klar dass diese Band auf der Bühne ganz andere neue Facetten ihrer Musik zeigt, ihren Klangspektrum erweitert und einfach nur super klingt. Ich frag mich schon wie geil das ganze mit einem echten Mariachi-Orchester ausgesehen hat als sie damit getourt haben. World Music par excellence und ohne faden Beigeschmack des pseudo-hippiesken Weltverstehens-und-Liebhabens.


Und auch der Anfangsverdacht der abgeklärten Bühnenroutine wird von John zerstört als er auf sein Gitarrenkabel tritt und es herausreißt, später noch sein Instrument lange stimmen muss und ab und zu kleine Probleme mit dem Bodeneffektpedal, hat.


Zum Schluss noch ein paar Tropfen Wermut im Freudenbecher gefällig? Kein Problem: „Two Silver Trees“ klingt für meinen Geschmack zu sehr nach Schmalz-80ern, bei „Inspiracion“ verwechseln die Damen vor der Bühne das Konzert mit einem umsonst Salsa-Kurs für Anfänger und irgendwelche besoffenen Spackos wieder ganz vorne lachen und labern viel zu laut, so dass man sich fragt was sie hier überhaupt verloren haben.

Alles Nebensachen, denn nach psychedelischem Gute-Nacht-Abgang „Red Blooms“ kann man im Grunde genommen nur eins sagen: „Muchas Gracias Amigos!“



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Dienstag, 14. Oktober 2008

12.10.2008 the pharmacy + adrian orange & her band @ astra stube, hamburg


WE ARE ALL ON DRUGS

Am Anfang bin ich ein wenig verwirrt, obwohl die gemütlichen Sonntagskonzerte in der Astra Stube langsam zu einer netten Tradition geworden sind, muss man doch wenigstens wissen wer überhaupt heute die kleine unscheinbare Bühne betreten wird. Pharmacology? Thanksgiving? Agent Orange? Her? Band? Well, egal, whatever, erst mal ein obligatorisches Astra und abwarten; die Freunde meinten ja es wird zwar qualitativ Lo-Fi, künstlerisch aber definitiv High Five.

Also, The Pharmacy first: schon mit den Instrumenten bewaffnet und bereit los zu legen. Der englischsprachige Typ hinter mir trägt ein Holzfällerhemd und erinnert mich selbstverständlich an Grunge. Prompt sagt der komische Kauz auf der Bühne, ausgestattet mit der kaputten Fender inklusive Ramones-Aufkleber dass sie aus Seattle kommen. Hey, da kann ja anscheinend doch nichts Schlechtes kommen und bevor ich die vertrauten Big Muff Klänge höre finde ich die Band auf Anhieb sympathisch.


Eine vintage Collegerock-party die in der Garage stattfindet, mit vielen Keyboards und Singalongs anstelle von den normalerweise zur Standardausstattung gehörenden Bass. Mit warmen Pop-Appeal dass zum tanzen und rhythmischen Zucken animiert bringt die Band eine gewisse Portion Fisherman's Friend Frische (FFF) in die Stube. Da kann man auch darüber hinweg sehen dass die Songs ab und zu ein wenig ähnlich klingen und die Typen ganz seltsame Tattoos haben.


Punktsieg für den Booker: schöne Partyatmosphäre mit einer Prise 90-er Nostalgie, was wohl an der Herkunft und Gitarrensound der Band liegen dürfte. Und dass an einem Sonntagabend. Schafft nicht jeder, aber der Hauptakt soll ja noch eigentlich kommen.


Adrian Orange also heißt der Typ der den Headliner mimen soll, jetzt weiß ich es endlich. Dessen angebliche Band besteht eigentlich nur aus einem Laptop und einer Frau die lederne Cowboy-Chaps trägt. Beide sind ein wenig seltsam drauf und der Eindruck verstärkt sich als alle Lichter im Klub ausgehen und ein Stroboskop angeschmissen wird. Dann fängt die Show an: Beats und teilweise esoterisch anmutende Klänge aus den Boxen, ein wenig Gitarrengeplänkel, Mundharmonika und schamanenartige Gesänge. WTF? Die Frau mit dem „Lazy-K“-Tattoo (ja auch hier war der Hautkünstler der ihren flächenmäßig größten Organ verschönern sollte ein wenig dilettantisch und Lo-Fi drauf) performt auf der Bühne einen selbst reinigenden Ritual und Mr. Orange taumelt Kapuzen bedeckt in der Ecke wie ein Geist von Kurt Cobain.


Und stündlich grüßt das Grunge-Music-Tier. Die Bestätigung kommt sofort als „Something In The Way“ angestimmt und derart schlecht und kaputt vorgetragen wird dass es einem spätestens jetzt klar sein muss dass die „Band“ richtig „far-out there“ ist. Dass sie sich bei der Darbietung des „Nevermind“-Klassikers nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben ist der Band auch klar. Also wird das Stück noch mal und noch schlechter und schiefer gespielt. Ab hier muss wohl das Wort Konzept fallen. Was danach kommt aber sind wieder seltsame Beats und Gekreische, Wortfetzen aus Fatboy Slim's „Praise You“, Techno und schließlich die Frage ob denn jemand im Publikum Rapmusik möge.


When the music's over turn ON the lights, hätte ich in diesem Fall vorschlagen. Die Protagonisten schlendern aber leise von der dunklen immer noch in Stroboskoplicht getauchten Bühne und lassen irgendwelche laute Hip-Hop Mucke laufen. Der Typ im Holzfällerhemd hinter mir steht fast regungslos da und starrt in die Leere. Draußen sagt einer dass die „Konzept“-Band gar keinen Konzept hat und eigentlich nur einfach Kacke ist.

Meine rechte Gehirnhälfte ist nach einer Stunde Stroboskoplicht betäubt und funktionsunfähig. Zum zweiten Mal an diesem Abend bin ich verwirrt. Was war das denn für ein Drogentrip zweier Verrückter auf der Bühne? Ein wenig Hardcore in den Kopfhörern sollte ein Quantum Klarheit in die Gedanken bringen. Tut es aber nicht. Also bis zum nächsten mal in der Stube, aber bitte gibt den Musikern auf der Bühne nur Bier oder Cola; mit der ersten Band hat es ja hervorragend geklappt.

Was die zweite angeht steht meine Meinung noch aus, außer they were all on drugs!

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Dienstag, 7. Oktober 2008

05.10.2008 trip fontaine @ astra stube, hamburg


THINGS GOTTA GET BETTER THINGS GOTTA GO ON

Also die Voraussetzungen sind denkbar schlecht: ein langes Wochenende voller Parties und Konzerte neigt sich dem Ende zu, das Hamburger Wetter bemüht sich mit aller Macht allen zu zeigen dass es nur mit zwei Worten = nass und kalt = assoziiert werden kann und dennoch ist man dabei. Warum fragt man sich und alle nach viel Überzeugungsarbeit mitgebrachten Freunde gleich mit. Na weil man eine der geilsten jungen deutschen Bands überhaupt live in der gemütlichen One-Room-Apartment Atmosphäre der Astra Stube sehen kann!

Die Erwartungen bei all den gefühlten Opfern die man gebracht hat, sind schon groß und auch wenn die Band noch ungerechterweise relativ klein ist, muss sie eben mithalten und diese womöglich übertreffen. Von vorne rein eigentlich eine mission impossible, aber sei’s drum.


Um die leisesten Zweifler im Publikum gleich aus der Bude zu pusten wird ordentlich losgelegt und gebrettert was das Zeug hält und das gleich mit drei Gitarren. Straight in your face also, und so bleibt es bei fast allen Songs, denn poppige und melodische Stücke bleiben heute Abend draußen; konsequent und obwohl einige der Bandmitglieder verschnupft und erkältet sind.

Spaß macht es trotzdem, weil die Qualität mit der die Jungs aus „Tra-la-la“ (O-Ton bei der Vorstellung der Band, oder habe ich mich da verhört und Rodgau falsch verstanden?) ihren post-irgendwas-indie-etwas-core präsentieren sucht hierzulande ihresgleichen. Dabei muss es ja nicht immer gesungen oder kompliziert rumgefrickelt werden (sorry Exits To Freeways, da könnt ihr noch was lernen, vor allem dass die Songs nicht nur aus tausenden von Breaks und zwanzig verschiedenen Musikrichtungsansätzen bestehen müssen). Und immer die gleichen Instrumente in der gleichen Besetzung zu spielen ist auch langweilig, also spielen wir ein wenig die Reise nach Jerusalem und tauschen untereinander die Instrumente.


Immer auf der Minibühne zu stehen und At The Drive-In zu mimen ist auch Kacke, wir sind ja hier nicht bei der Mini-Playback-Show, also trommeln wir ein wenig vor der Bühne auf dem Boden, spielen Seite an Seite mit den Zuschauern in der ersten Reihe und vor allem zeigen hier allen dass wir komplexe und eigenständige aber gleichwohl eingängige Mucke machen.

Indeed, f*ckers! Aber warum bloß so f*cking kurz?


Keine Zweifel am Einsatz und Schweißproduktion auf der Bühne aber dennoch erinnerte der kurze Gig an eine Support Show für jemanden „Großen“ der danach kommen würde und für den die Zuschauer so um die 30 Moneten pro Nase gezahlt hätten. Denn genau bei solchen Gigs hat man nicht unbedingt alle Zeit der Welt um zu zeigen was man musikalisch so drauf hat und muss das Publikum in kürzester Zeit überzeugen, so dass diese wenigstens CD’s oder Merchandising-Artikel kaufen und zu weiteren Konzerten der eigenen Band kommen.

Und das werden wir auch, aber dann bitte richtig und mit „Selling The Summer“ (ja, ja mein geheimer Emo-Wunsch, aber wenn die Leute in MCR Hoodies zu Trip Fontaine Konzerten kommen dann darf ich so was auch) und „Moon Balloon“ (warum auch nicht, zeigt ja nur die Vielseitigkeit) so dass man nach dem Konzert auch richtig sagen kann „I feel great, I never felt better!“

Aber für den Moment ist „das Ende vom Zelt“ erreicht, Fortsetzung muss folgen.

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