Montag, 12. Mai 2008

06.05.2008 messer chups @ hafenklang, hamburg

ZOMBIE IN A MINI SKIRT

Ein lauer (fast) Sommernachmittag ist selbstverständlich die „beste“ Zeit des Jahres um sich in einen Kellerklub zu begeben um da der Musik zu lauschen. Dementsprechend lebendig sieht es aus vor der Konzertklub: ein Dutzend Leute sitzen/stehen und trinken Ihr Bierchen, von dem Vorhaben zum Konzert zu gehen keine Spur und erst der letzte Aufruf des Ticketverkäufers an der Abendkasse bringt alle rein. Es sollte jetzt losgehen, zuerst mit der obligatorischen Vorband. Barabass heißt das Projekt des in gewissen russischsprachigen Kreisen der Stadt berühmten DJ’s und Datscha-Party Gründer’s Rodion. Klingt irgendwie nach Bass, und prompt kann man einen Kontrabass auf der Bühne erspähen. Und wie es sich im Laufe der Barabass Performance herausstellt, kann man damit einiges anstellen. Während Rodion als Frontmann mit der tiefen Wyssozki Stimme auftrumpft und der Schlagzeuger ordentliche Rhythmusarbeit leistet geht von dem Kontrabassspieler eine ordentliche Portion Musikmagie aus. Mal lässt er sein Instrument wie einen pumpended Fusion-Slapbass klingen, mal wie eine verzehrte Gitarre und ab und zu kann man gar nicht mehr verstehen mit was für einem Gerät er die Gehörgänge des Publikums bearbeitet. In Sachen Sound und einer gewissen Tanzbarkeit (Voraussetzung man hat für solche Klänge einen offenen Musikgeschmack und ein Faible für eine tief grölende Männerstimme) ist die Band einfach top; ordentliche Portion Freakiness, die zu dieser Band gepasst hätte und angeblich früher vorhanden war, vermisst man leider.


Nun zum Hauptakt: der Club ist immer noch nicht voll, die Stimmung verhalten aber die Ausschnitte aus den B-Movies und Horrorstreifen der 60er werden bereits auf die Bühnenleinwand projiziert und die Band ist ja auch schon da. Die Zombie Girl als Betti Page Look-alike (im bürgerlichen Leben einfach und trivial Svetlana) ist natürlich ein Hingucker, wobei bei den ersten Songs man gar nicht entschlüsseln kann ob sie das ihr anvertraute Bass spielt oder einfach nur so hält und als Bühnendeko agiert. Der Mastermind Oleg Gitarkin ist sofort in seine Surfmelodien versunken, vergisst dabei aber nicht hin und wieder ein Paar Sampleeilagen und Filmsprüche vom Band zu streuen. Was die Band aber im Allgemeinen vergisst, ist für ein bisschen Show und Unterhaltung zu sorgen. Und so verkommt das Ganze tatsächlich zum vom Gitarkin selbstgeprägten Begriff des un-easy listeting, wobei man mit sich selbst nichts anzufangen weiß (tanzen geht irgendwie nicht bei dieser Musik) und nur aufmerksam die Leinwandprojektionen verfolgten kann. Und da gibt’s natürlich Aktion pur mit Tura Satana und anderen Russ Myers girls, haarigen Monstern, antiquierten Blutsaugern und ungeschickten Robotkillern, also allem was das B-Movieherz begehrt. Die Bühnendarsteller selbst blieben aber blass und konnten aus ihrem eigenen spezifischen Banduniversum wenig in die Live-Performance übertragen oder das Publikum begeistern. Und so wurden Messer Chups auch im Gedächtnis abgehackt, als eine weitere Band die man auf Platte ruhig als lustige Hintergrundbeschallung auflegen und damit viele zufrieden stellen kann, live aber wenig spannendes von denen erwarten muss, es sei denn man ist ein verrückter Cineast.






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