Mittwoch, 11. Februar 2009

06.02.2009 black lips + the king khan & bbq show + the hara-kee-rees @ festsaal kreuzberg, berlin


INTO THE WILD?

Ob ein Konzert als Highlight in Erinnerung bleibt hängt nicht zuletzt von dem ganzen Drumherum. Sei es das Umfeld, die Umstände, die Konzertlocation und ein Dutzend weiterer gefühlter und nicht näher bestimmbarer Faktoren. In dieser Hinsicht hatte Berlin bei mir klar das Nachsehen, da die Gigs in der Hauptstadt meistens irgendwie zu hastig und unentspannt waren oder, dank der genialen Idee Konzerte am Freitag möglichst früh stattfinden zu lassen um danach noch eine Party hinterher zu schmeißen, im Endeffekt ganz ohne meiner Anwesenheit stattfanden. Also, die Sorge die von allen hochgepriesenen Black Lips zu verpassen war schon groß, wenn auch wie es sich herausstellte unberechtigt denn im Festsaal war der Auftritt der Chaoten erst nach Mitternacht eingeplant. Ach ja, und gerechtigkeitshalber muss man zugeben, dass das Konzert des Jahres 2008, doch eine Berliner Angelegenheit war, und zwar der Auftritt von Shellac @ Maria am Ostbahnhof. Der Black Lips Gig konnte da leider nicht ganz mithalten, aber eine ganz ordentliche Tanzorgie war es trotzdem.

The Hara-Kee-Rees, gar nicht auf meiner Agenda, sind kurz nach 10 am Start, wirken mit dem ihrem Garagen-Kraut-Beat ein wenig deplatziert auf der großen Bühne, sorgen aber für eine gute Anheizerstimmung und die ersten Tanzenden im Publikum. Genau die richtige Band fürs Hamburger Molotow wo sie am nächsten Tag für die Black Lips eröffnen. Heute haben die Amis aber noch einen anderen Ass im Ärmel (ob er ein ASS auch im wirklichen Leben ist kann ich leider nicht beurteilen) und zwar den Berliner Lokalmatador und Exil-Kanadier King Khan.


Als der „Maharadscha of Trash-Soul-Punk“ die Bühne betritt ist der Laden rappelvoller als der Merchandising Stand des Headliners und es fehlt nur ein letzter Funke um den Bierduschenfeuerwerk in den ersten Reihen zu entzünden und den Saal zum Kochen zu bringen. Der König und sein treuer Gehilfe Mark Sultan liefern prompt die Initialzündung und die Festsaal-Garage geht richtig ab. Beim Heimspiel leistet sich das Duo auch leider keine Skandale: sorry kids, no teabagging today! Solide Unterhaltung wird geboten und alle Hobbyrocker die keine Gitarren stimmen und kaum spielen können schöpfen heimlich Hoffnung und glauben: „Ja, auch ich könnte noch zwei Wochen üben und dann da oben auf der Bühne rocken!“ Nicht dass der Meister nicht spielen könnte, aber so sind nun mal die Regeln und es muss eben möglichst trashy und lo-fi sein.


Bei Black Lips, der Legende nach, soll noch mehr Bühnenshow und Akrobatik dazu kommen, aber nach den wilden Abenteuern im Land der heiligen Kühe sind die Protagonisten heute ganz Business.


Ein wenig spucken-und-fangen hier und da, aber eben keine nackten Tatsachen, kein rummachen und sich gegenseitig anpissen im wörtlichen Sinne des Wortes. Also alles halb so wild: die stürmische „O, Katrina!“ wird viel zu früh verheizt und auch „Hippie, Hippie, Hoorah“ wird ohne markantes „pipi, pipi“ performed.


Gefühlte 100 mal habe ich an diesem Abend die Band beim Erwähnen als „Black Keys“ bezeichnet und mittlerweile denke ich auch, dass die Lips demnächst auf einer noch größeren Bühne als Support einer Mainstream Rockband enden werden. Vielleicht als Anheizer der Opas von The Black Crows und von dem Flower Punk wird noch weniger gefühlten Punk bleiben wie auch die aktuelle Single „Short Fuse“ beweist. Ist ja auch nicht weiter schlimm, denn live können sie immer noch geil abliefern!



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