Freitag, 27. März 2009

26.03.2009 kaki king @ knust, hamburg


LOUD IS A NEW QUIET

Und noch ein Konzert in der letzten Wochen bei dem man gespannt ist ob da einen was Neues erwartet, schließlich liegt der letzte Auftritt der virtuosen Gitarrengöttin kaum mehr als 6 Monate zurück. Und seitdem hat sich ihr Name wohl ein wenig rumgesprochen, was am heutigen Abend an der Anzahl der Menschen im Knust abzulesen ist.


Um nicht alle Aufmerksamkeit wie immer auf sich zu ziehen hat die schüchtern-sympathische Kaki so was wie eine Band auf die Beine gestellt. Neben Dan Brantigan, der schon beim letzen Mal die Leute mit seinem EVI und Flügelhorn verzaubert hat (heute sogar mit einer echten Trompete) ist auch ein Biest von einem Drummer auf der Bühne. Und als ein Trio klingen sie am heutigen Abend nicht nur abwechslungsreicher, sondern auch viel LAUTER!


Während "Pull Me Out Alive" leise und reduziert vorgetragen wird, mutieren einige der alten Songs zu echten Noise-Orgien und die neu eingespielte EP dürfte da kaum leiser sein. Und das steht der Kaki gut, vor allem weil sie nicht nur eine atemberaubende Instrumentalistin ist, sondern auch ein extrem abwechslungsreiche und innovative Musikerin.


Knapp zwei Stunden und ohne Vorband sorgt Frau King für eine teilweise ganz schön laute Unterhaltung, beeindruckt die Anwesenden mit ihren Deutschkenntnissen und hat alle Sympathien auf ihrer Seite (Heiratsanträge aus dem Publikum inklusive).


Und ganz ehrlich, selten steht man auch am Ende des Konzerts mit einer heruntergeklappten Kinnlade und ist immer noch fasziniert von dem was Kaki da mit ihrem Instrument anstellt. Fret-tapping hin oder her, aber mit ihrer Art unterscheidet sich Kaki King maßgeblich von den üblichen männlichen Gitarrenonanierern und dafür gebühren ihr Anerkennung und Respekt.


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Mittwoch, 18. März 2009

14.03.2009 dungen + the telstar sound drone @ loppen, kopenhagen


TA DET LUGNT

Um bei diesem Konzert dabei sein zu können musste man eine Immunität gegen Retro Rock und Hippie-Allergie vorweisen. Wenn das zutrifft, dann noch mehrere zig Kilometer Fahrt hinter sich lassen, sich beim Nieselregen und Dunkelheit in der Freistadt Christiania zu Recht finden, dann noch die für eine Alternative-Location horrenden Preise schlucken und endlich versuchen sich zu entspannen um die Musik zu genießen. Hat am Ende dann doch irgendwie geklappt.


Loppen liegt bekanntlich in der „alternativen Wohnsiedlung“ Christiania, diese ist am Samstagabend voll mit bekifften Teenagern und Junkies und versprüht insgesamt so viel Charme wie eine brennende Mülltonne in der Gosse.


Für die Preise kann der Laden auch nichts, diese sind in ganz Dänemark im Allgemeinen ziemlich hoch und die alkoholischen Getränke sind auch knapp teuer. Freundlicher könnte da die Clubcrew sein, die die Nicht-Einheimischen wohl nicht so gerne toleriert, ja und einen besseren Supportakt konnte man auch engagieren, bei 20 Euro Eintritt.


Den Namen The Telstar Sound Drone kann man sich unmöglich merken, muss man auch nicht, denn diese pseudo-politische Band langweilt nur. Zu laut und monoton, immer mit dem Kopf durch die Wand, ohne jegliche Subtilität, Humor und Charisma in seichten Gewässern des 60’s Rock schwimmend.


Dungen haben danach einiges gut zu machen und zeigen auch wie man progressive Rockmusik mit 60’s und 70’s-Einschlag glaubwürdig und Klischeefrei rüberbringen kann. Mit einem viel besseren Sound und guter Instrumentierung (na ja, bei der Flöte muss man natürlich sofort an Jethro Tull denken, aber auch das kann man verkraften), sympathischen Auftreten und einfach besseren Songs. Gesungen wird ausnahmslos auf Schwedisch, was für zusätzliche Originalität sorgt, die Bandmitglieder verstehen sich blind untereinander und ordentlich gejammt wird auch noch.


Das Licht passt perfekt zur Musik und im dichten Gedränge vor der nicht allzu hohen Bühne tummeln sich durchaus unterschiedliche Menschen die die Musik der Band allesamt genießen. Auch die Konzertdramaturgie stimmt: nach der längsten und mitreißendsten Improvisation ist trotz lauter Zugabeaufforderungen einfach Schluss.


Bleibt nur zu hoffen, dass die Loppencrew an diesem Abend es auch geschafft hat eine andere Aufgabe erfolgreich zu bewältigen, das Einhalten des Clubmottos „No Hard Drugs @ Loppen“, das dürfte da wohl ein Problem sein.



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12.03.2009 messer chups @ fundbureau, hamburg


THE SONG REMAINS THE SAME

Messer Chups sind mal wieder in Hamburg, knappe 10 Monate nach ihrem letzten Besuch im Hafenklang. Und natürlich stellt sich zu allererst die Frage: „Soll ich überhaupt noch mal hin?“. Schließlich weiß man ja schon ziemlich genau was einen da erwartet.


Aber die Band weißt sich in Szene zu setzen und leistet Überzeugungsarbeit: neues Material wurde angekündigt und das Duo zu einer echten Band aufgestockt, sogar mit einem „richtigen“ Sänger.


Und da wären wir auch beim Hauptmakel dieser Konstellation: der Sänger mag zwar ganz cool aussehen und optisch ganz gut zu der Band passen, das mit dem Singen ist eine andere Geschichte. Russo-Turisto-Englisch kann dann doch einiges ruinieren, so dass die Coolness ordentliche Einbussen hinnehmen muss und die Ohren der Zuschauer leiden müssen.


Und sonst? Sonst ist fast alles beim Alten: Zombie-Girl ist immer noch ein Hingucker, Gitarkin und seine Krakenfinger übertreiben sich in der Virtuosität und die Visuals mit einem erhöhten Anteil an Titten sind durchaus unterhaltsam. Im Endeffekt ist das Ganze dann einfach bunter und visuell ansprechender als beim letzten Mal. Mit den Konzertpostern hat sich auch jemand Mühe gegeben und das Cover von der „Twin Peaks“-Titelmelodie ist eine kleine Überraschung.


Die Show aber ist kein großes Kino, sondern eher ein B-Movie mit einem gewissen Trash-Faktor, dass für einen Moment amüsant wirkt, morgen aber bereits vergessen sein wird. So wie die Tatsache dass Geburtstagsständchen von Messer Chups nur für „extra money“ gespielt werden können. Sei es drum: die Wirtschaftskrise hat auch das Horror-Land erreicht.


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